Karmeliten

Karmeliten
Karmeliten,
 
Karmeliter, lateinisch Ọrdo Fratrum Beatae Mariae Vịrginis de Mọnte Cạrmelo, Abkürzung OCarm, katholischer Orden, im 12. Jahrhundert im Gefolge der Kreuzfahrer von Einsiedlern gegründet, die sich nach der Eroberung des Karmelgebirges in Höhlen des Wadi es-Siah zurückzogen, um dort ein Leben in der Tradition der frühchristlichen Anachoreten zu führen. Ihre Spiritualität war bestimmt von einer ausgeprägten Marienfrömmigkeit, verbunden mit der im Karmel lokalisierten Verehrung des Elias. Zwischen 1206 und 1214 erhielten sie vom Patriarchen von Jerusalem eine Regel, die 1226 von Papst Honorius III. bestätigt wurde. Seit 1235 siedelten Karmeliten nach Europa über; erste Niederlassungen erfolgten auf Zypern, in Sizilien und in Südfrankreich (erstes deutsches Kloster 1249 in Köln). 1247 wurden sie rechtlich den Bettelorden eingegliedert. Mittelpunkt ihrer Tätigkeit war das Apostolat, v. a. die Volksseelsorge. 1452 gliederte Johannes Soreth (* 1394, ✝ 1471) ein Frauenkloster an, aus dem heraus sich der weibliche Ordenszweig, die Karmelitinnen, entwickelte. Krisen führten 1432 zur Milderung der Ordensregel, hatten aber auch um strengere Observanz bemühte Reformbewegungen zur Folge. Die bedeutendste Reform, deren Grundlagen ein erneuertes Gemeinschaftsleben und eine am christlichen Humanismus orientierte Lebensführung waren, wurde von Theresia von Ávila durchgeführt. 1562 gründete sie in Ávila das erste reformierte Frauenkloster, 1568 entstand mithilfe des Johannes vom Kreuz in Duruelo (Provinz Ávila) ein entsprechendes Männerkloster. In Anlehnung an die damaligen Ordensformen in Kastilien gingen die Ordensangehörigen barfuß in Sandalen, woraus sich ihr Name ableitete: Unbeschuhte Karmeliten (lateinisch Ordo Fratrum Discalceatorum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo, Abkürzung OCD), korrekter jedoch Teresianische Karmeliten. Spannungen mit dem Stammorden hatten 1581 die Bildung einer eigenständigen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten und 1593 ihre Abtrennung vom Stammorden zur Folge. Die bedeutendsten Karmelitinnen aus dem Teresianischen Karmel im 19. und 20. Jahrhundert waren Theresia von Lisieux und Edith Stein. - Der Haupttätigkeitsbereich der Karmeliten ist auch heute die im kontemplativen Apostolat des OCD begründete Seelsorge; weitere Tätigkeitsfelder sind Unterricht und das Angebot geistlicher Übungen (Exerzitien, Meditation). Den Karmeliten (OCarm) gehören heute (2000) weltweit rd. 2 200 männliche und rd. 800 weibliche, dem Teresianischen Karmel (OCD) rd. 3 900 männliche und rd. 12 200 weibliche Ordensmitglieder an. In Deutschland bestehen zwei Ordensprovinzen der Karmeliten, die Niederdeutsche Provinz (Sitz: Essen) mit zwei Klöstern, davon ein Frauenkloster und die Oberdteutsche Provinz (Sitz: Bamberg) mit zehn Klöstern, darunter ein Kloster in Wien und ebenfalls ein Frauenkloster, und eine Provinz der Teresianischen Karmeliten (Sitz: München) mit sieben Männer- und zwanzig Frauenklöstern. In Österreich bestehen vier Männer- und elf Frauenklöster des Teresianischen Karmel; in der Schweiz ein Männerkloster und drei Frauenklöster. Sitz des Generalpriors OCarm und des Generaloberen OCD ist Rom.
 
 
J. Smet u. U. Dobhan: Die K. Eine Gesch. der Brüder U. L. Frau vom Berge Karmel. Von den Anfängen (ca. 1200) bis zum Konzil von Trient (a. d. Engl., 1981);
 
Teresa von Avila - 400. Todestag, Karmel in Dtl., hg. v. U. Dobhan u. a. (1981);
 C. Butterweck u. J. Jantsch: Die Regel des Karmel. Gesch. u. Gegenwart einer Lebensnorm (1986);
 U. Dobhan: Die Spiritualität des Karmel (1990);
 
Die Gemeinschaften des Karmel, hg. v. G. Benker (1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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